Februar…Valentinstag und so

So, ich bin inzwischen ja schon wieder über einen Monat zurück in Japan. Meine zwei Wochen in der Heimat habe ich über alle Maßen genossen. Danke an alle, die sich Zeit für mich genommen haben. Jeder Tag war ein kleines Highlight.

Mein Koffer, der auf dem Hinflug nach DE gerade mal 11kg hatte, verwandelte sich auf dem Rückflug in zwei recht schwere Exemplare. Ich hatte dann am Eincheckschalter erstmal eine wilde Diskussion mit der Lufthansa-Dame, die steif behauptete, dass mein Koffer zu schwer sei (mein einer Koffer hatte 26kg, der andere 12kg und sie war der festen Meinung ich solle Übergepäck gezahlen oder umpacken, da ich zwei Koffer mit je 23kg als Freigepäck habe). Ich gebe zu, ich wurde dann etwas ungehalten, da ich in den letzten 5 Jahren wirklich IMMER damit (und wilderen Sachen) durchgekommen bin. Nach einigem Hickhack, Diskussionen mit der japanischen ANA-Dame, Umpacken und weiterem Geplänkel konnte ich dann mein Gepäck aufgeben und einchecken. Huff!

Zurück in Tokyo ging es am nächsten Tag erst einmal ins Kino. Zusammen mit meiner taiwanesischen Freundin (die gleiche mit der ich in Nagoya war) habe ich den japanischen Film „Sugihara Chiune“ (杉原値畝) angesehen, der auf wahren Gegebenheiten beruht. Dabei geht es um einen japanischen Auslandsdiplomaten, der zur Zeit des zweiten Weltkriegs in Litauen, Berlin und Rumänien positioniert war. Während seiner Zeit dort, stellte er gegen die Anweisung seiner Regierung tausende von Visa aus, damit Juden aus den dortigen Gebieten ausreisen und in sichere Länder weiterreisen konnten. (Hier der Wikipedia-Artikel zu Sugihara Chiune). Der Film war wirklich gut und ich würde mir wünschen, sie würden ihn auch in Europa im Kino zeigen. Vielleicht schafft er es ja in die Asia-Filmwochen.

Ansonsten kann ich berichten, dass zwei meiner Freunde aus meinem Share House im Juni heiraten werden. Da es sich um einen Japaner und eine Taiwanesin handelt, feiern sie sowohl in Taiwan als auch in Japan. Taiwan stand eh auf auf meiner Reiseliste, sodass ich vorhabe, für die Hochzeit dorthin zu fliegen. Wann hat man schon einmal die Chance, einer chinesischen Hochzeit beizuwohnen? 😉 Für die Feier in Japan wurde ich zur Organisations- und Planungsunterstützung angeworben. Das ist in gewissen Hinsicht lustig, da ich noch nie auf einer japanischen Hochzeit war und auch in Deutschland die letzten Jahre nur auf einer anwesend war (bei der ich nichts organisiert habe), aber ich werde helfen, wo ich kann. Letzten Sonntag waren wir auf der Suche nach einer Location in Yokohama und haben ein nettes Restaurant für die Party gefunden. Das Ambiente ist wirklich schön!

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Wenn wir schon bei Liebe und Heiraten sind, dann kann ich ja noch das Thema Valentinstag in Japan abhandeln. Während bei uns am Valentinstag eher die Freundin ein Geschenk erwartet (oder beide) ist das in Japan anderes geregelt. Irgendein schlaues Marketingteam hat sich (wie auch schon bei Weihnachten) eine super Idee ausgedacht, wie man diesen Tag optimal kommerziell ausschlachten kann und zwar wie folgt:

Der 14. Februar ist der Tag, an dem Jungs in ganz Japan x-Mal den Inhalt ihres Spints und die Ablagefläche unter ihrer Schulbank überprüfen, denn am Valentinstag geben Mädchen dem Jungen, den sie mögen, Schokolade. Keine Frage natürlich, dass da zu Schulzeiten regelrechte Wettkämpfe stattfanden, wer die meiste Schokolade erhalten hat. Dieser Tag ist also der Tag, an dem Mädchen ihre Zuneigung gestehen und hoffen, dass sie erwidert wird.

Nun, aber woher sollen sie wissen, ob ihr Angebeter sie ebenfalls mag? Gaaanz einfach, denk sich das Marketingteam. Jungs brauchen ja ein bisschen länger, also geben wir ihnen einen Monat und dann müssen sie sich revangieren. Schwupps, da war der „White Day“ geboren.

White Day ist am 14. März genau einen Monat nach dem Valentinstag. Da läuft das Spiel dann andersrum und es gibt wohl kaum einen Tag, an dem mehr Tränen fließen, weil so viele Liebeserklärungen unerwidert bleiben. Hachja. Natürlich müssen auch hier Geschenke ausgetauscht werden, sodass man in Japan nach dem Valentinstag gleich in die White Day Reklame übergeht. Wird man im Moment mit Pralinen beschmissen, so ändern sie am 15.Februar den Thekenbestand in „Geschenke für die Herzensdame“ um.

Für all diejenigen, die aus dem Schulalter raus sind, ist der Valentinstag wie bei uns auch ein Tag, den man mit seinem bzw. seiner Liebsten verbringt. Wer Single ist, der hofft vielleicht auf ein Pralinenpäckchen auf dem Schreibtisch. Auch hier waren wieder ganz besonders schlaue Marketingstrategen unterwegs, die sich dachten „Och, all die armen Männer, die ohne Schokolade am Valentinstag darstehen. Das kann man doch ändern!“ und tadaaa, die zwei neuen Valentinsschokogeschenkideen waren geboren – die „Freundschafts-Schokolade“ (tomo choko 友チョコ) und die „Pflicht-Schokolade“ (gimu choko 義務チョコ). Die eine ist wie der Name schon sagt, im freundschaftlichen Sinne als Geschenk an sowohl männliche als auch weibliche Freunde angedacht. Die zweite Sorte ist für den Geschäftsbereich bzw. für Personen, die sich um einen kümmern, gedacht – d.h. Vorgesetzte und Personen, die z.B. im Verein, im Chor, in der Organisation um einen herum sind oder vom Alter und der Erfahrung über einem stehen. Es steht wohl außer Frage, dass in einem Land wie Japan, in dem die Beziehung zwischen älteren und jüngeren Person bzw. Erfahrenen und noch Lernenden sehr geschätzt werden, eine solche Verkaufsstrategie bombastisch läuft.

Für die selbstbewusste Frau, die es satt hat, immer noch Valentinsgeschenke für andere zu kaufen, hat sich neuerdings auch die „Ich verwöhne mich selbst“-Schokolade (go houbi choko ご褒美チョコ) durchgesetzt.

Ich für meinen Teil werde an diesem Tag ein Seminar zum Thema Heilfasten besuchen. Das ist doch genau das Richtige am Tag der Schokolade 😉

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